Unsichtbare Gefahr: Warum Ihre Prothese regelmäßig professionell gereinigt werden sollte
„Frau K. hat immer auf ihre Zähne geachtet.“ – Auch mit Vollprothese putzte sie täglich. Doch seit dem Einzug ins Pflegeheim war die Prothesenpflege nicht mehr so gründlich. Es bildeten sich hartnäckige Beläge – ein idealer Nährboden für Bakterien und Pilze. Erst kamen Druckstellen und eine Entzündung am Gaumen. Später entwickelte sie eine Lungenentzündung, von der sie sich nur schwer erholte. Solche Fälle sind leider nicht selten – und sie sind vermeidbar.
Mehr als „nur“ Sauberkeit: Was sich auf Prothesen abspielt
- Biofilm aus Bakterien und Pilzen (z. B. Candida albicans) haftet an der Kunststoffoberfläche und dringt in kleinste Poren ein.
- Mikrorisse/poröse Stellen begünstigen Ablagerungen, die mit normaler Bürstenpflege nicht vollständig zu entfernen sind.
- Selbst bei guter häuslicher Pflege bleiben Rückstände, die nur in der Zahnarztpraxis sicher beseitigt werden.
Was passieren kann, wenn die Prothese nicht professionell gereinigt wird
- Entzündungen der Mundschleimhaut (Prothesenstomatitis): Rötung, Brennen, Schmerzen; oft durch Candida mitbedingt.
- Pilzinfektionen: Ausbreitung auf Gaumen, Mundwinkel und Rachen möglich.
- Karies- und Parodontitisrisiko an Restzähnen: Prothesenbeläge wirken als Keimreservoir – sie erhöhen das Risiko für Zahnkaries (bei Älteren häufig Wurzelkaries) und für Zahnfleischentzündungen an vorhandenen Zähnen.
- Mundgeruch (Halitosis): Bakterien zersetzen Eiweiße aus Speiseresten und bilden übelriechende Schwefelverbindungen.
- Allgemeingesundheit: Chronische Entzündungen im Mund können Diabetes destabilisieren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen belasten und Atemwegsinfektionen begünstigen.
Herz und Mund – enger verbunden, als viele denken
- Gelangen Bakterien aus dem Mund in die Blutbahn (z. B. bei entzündeter Schleimhaut), fördern sie Gefäßentzündungen und können Arterienverkalkungen beeinflussen.
- Menschen mit chronischen Mundentzündungen tragen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall – besonders gefährdet: Ältere, Diabetiker, Herzpatienten.
- Konsequente Prothesenhygiene reduziert Entzündungsreize – ein Plus für Herz und Gefäße.
Besonders gefährdet: Bewohner von Pflege- und Altenheimen
- Aspirationspneumonie (Lungenentzündung): Keime aus Prothesenbelägen können eingeatmet werden. Bei geschwächten, multimorbiden Patienten kann das lebensbedrohlich sein.
- Eingeschränkte Selbstpflege: Demenz, motorische Defizite oder Schluckstörungen erschweren die tägliche Reinigung.
- Hohe Krankheitslast: Pneumonien gehören bei gebrechlichen älteren Menschen zu den häufigen Todesursachen – gründliche Prothesen- und Mundhygiene ist hier ein zentraler Schutzfaktor.
Wer braucht besonders häufig eine professionelle Reinigung?
- Bewohner von Pflege- und Altenheimen
- Patienten mit:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder kardiovaskuläre Risikofaktoren
- Diabetes mellitus
- einem geschwächten Immunsystem (z. B. Tumortherapie, Immunsuppressiva)
- Mundtrockenheit (Xerostomie) – z. B. durch Medikamente
- älteren/porösen Prothesen oder häufigen Druckstellen
- eingeschränkter Feinmotorik, Demenz, Sehschwäche
So läuft die professionelle Prothesenreinigung in der Praxis
- Ultraschallreinigung: löst harte Beläge und „Zahnstein“ auf der Prothese.
- Spezielle Reinigungs-/Desinfektionsbäder
: reduzieren Bakterien und Pilze zuverlässig. - Politur: glättet die Oberfläche – neue Beläge haften schlechter.
- Kontrolle: Sitz, Funktion und Schleimhaut werden geprüft; ggf. Druckstellenbehandlung, Empfehlungen oder Antipilztherapie.
Was Sie zu Hause tun können
- Täglich reinigen: Prothesenbürste + mildes Prothesen-Reinigungsmittel (keine Zahnpasta/Scheuermittel – sie verkratzen die Oberfläche).
- Nach jeder Mahlzeit abspülen, bei Bedarf lose Speisereste entfernen.
- Über Nacht: Prothese herausnehmen und gemäß zahnärztlicher Empfehlung trocken lagern oder in frischem Wasser – nicht in heißem Wasser.
- Mundpflege nicht vergessen: Schleimhaut, Zunge und Restzähne mit weicher Bürste/Zwischenraumbürsten pflegen; bei Haftcreme Reste vollständig entfernen.
- Regelmäßige Praxis-Termine: mindestens 1–2× pro Jahr, bei Risikopatienten alle 3–6 Monate.
Unser Fazit – und Ihre nächsten Schritte
Eine saubere Prothese ist Gesundheitsschutz: Sie senkt Entzündungen im Mund, schützt Restzähne, reduziert Mundgeruch, beugt Pilzinfektionen vor und kann Herz-Kreislauf- sowie Atemwegskomplikationen mit beeinflussen.
Vereinbaren Sie einen Termin zur professionellen Prothesenreinigung – für sich selbst oder für Angehörige im Pflegeheim. Wir beraten Sie persönlich und stimmen das Intervall individuell ab.