Ein Überblick zur Cra­nio­man­di­bu­lä­ren Dysfunktion (CMD)

von | Jan 31, 2022

​Im Bereich von Kiefermuskulatur und Kiefergelenk lokalisierte Gesichtsschmerzen werden mit weiteren Symptomen unter dem Oberbegriff „Craniomandibuläre Dysfunktionen“ oder auch CMD zusammengefasst.

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Ursachen der Erkrankung und dem damit verbundenen Aufsuchen unterschiedlichster Ärzte (häufig HNO-Ärzte), haben Patienten oft einen langen Weg hinter sich, bis sie zum Zahnarzt gelangen, der dann die Diagnose CMD stellt.

Was ist eine Cra­­nio­­man­­di­­bu­­lä­­re Dysfunktion CMD?

Bei der CMD handelt es sich um eine Funktionsstörung des Kausystems im Kopfbereich des Patienten. Ihr Kiefergelenk, welches sich unmittelbar vor dem Ohreingang befindet, ist von einer Gelenkkapsel umgeben und wird von der Kaumuskulatur bewegt, so dass seitliche Kaubewegungen und auch Öffnungs- sowie Schließbewegungen der Kiefer beim Essen und Sprechen möglich sind. Dabei ist der obere Kiefer fest am Schädel verankert, während der Unterkiefer beweglich ist, beide werden durch das Gelenk verbunden. 

Die Kaumuskulatur steht auch in Verbindung mit der restlichen Muskulatur des Körpers über den Nacken und Schultergürtel.

Das System arbeitet synergistisch, Verkürzungen in einem Muskulaturbereich wirken sich auch auf andere Bereiche aus. Durch Muskelanspannung oder Fehlbelastung im Kopfbereich können z.b. andere Gelenke oder die Wirbelsäule in eine Fehlhaltung mit Beckenschiefstand gezwungen werden. 

Auch die Zähne bestimmen mit ihrer Oberflächengestaltung die Lage der Kiefer zueinander und damit auch die Stellung der Kiefergelenke und den Spannungszustand der Muskulatur.

Was sind die Ursachen einer Cra­­nio­­man­­di­­bu­­lä­ren Dysfunktion (CMD)?

In 2006 erschien in der ZM bereits ein Artikel mit dem Titel Wenn die Seele knirscht. Dort wurde darauf hingewiesen wie stark der Einfluss der Psyche auf den Körper generell und das Kiefergelenk und die Zähne im besonderen ist. Stress ist bei so gut wie allen CMD Patienten nicht nur ein Symptom des Krankheitsbildes sondern vor allem eine Ursache der Erkrankung.

Eine zweite Ursachengruppe ist anatomischer Art. Dazu gehören Fehlstellungen der Zähne, fehlende Zähne, funktionelle Störungen der Kaumuskulatur und Muskel- bzw. Gelenkfehlfunktionen, diese können auch in anderen Körperregionen stattfinden.

Eine der häufigsten Ursachen sind zudem therapeutische Eingriffe durch kieferorthopädische Behandlungen oder restaurativen Maßnahmen durch den Zahnarzt mit mangelnder Abstützung der Zähne durch Zahnersatz wie Kronen, Brücken und Prothesen. Sofern bei diesen Behandlungen nicht auf eine richtige Position der Zähne zu einander (Okklusion) geachtet wird, kann sich hier schon wenigen Wochen eine CMD entwickeln.

Mögliche Symptome bei einer Cra­nio­man­di­bu­lä­ren Dysfunktion CMD

Anhand der beschriebenen zentralen Lage des Kiefergelenkes am Kopf des Patienten  entstehen die 3 häufigsten CMD-Symptome chronische SchmerzenKiefergelenkgeräusche und Einschränkungen in der Beweglichkeit des Unterkiefers v.a. eine eingeschränkte Mundöffnung.

Damit einher gehen vielfältige weitere CMD-Beschwerden: Mögliche Symptome sind chronischer Kopfschmerz, Nackenschmerz und Schulterschmerz, Verspannungen, Gesichtsschmerz, Migräne, Tinnitus, Ohrenschmerz, Schwindel, Zähneknirschen (Bruxismus) und das Gefühl, dass die Zähne nicht zueinander passen oder zu früh aufeinander treffen. Betroffene einer CMD Diagnose berichten häufig über Stress, was Ursache oder auch Folge von CMD sein kann.

Welcher Arzt hilft bei CMD Cra­­nio­­man­­di­­bu­­lä­­re Dysfunktion CMD?

Primärer Ansprechpartner für CMD Patienten ist der darauf spezialisierte Zahnarzt. Die Craniomandibuläre Dysfunktion stellt im Vergleich zu vielen anderen zahnärztlichen Bereichen z.B. Prothetik, Implantologie, Endodontologie, oder Parodontologie, ein wesentlich anspruchsvolleres und komplexeres Themenfeld dar.

Als Patient lohnt es sich daher zwingend vorab den Qualifizierungsgrad und die Erfahrung des Zahnarztes zu erfragen. Ein in diesem Spektrum erfahrener Arzt behandelt mindestens 30 CMD Fälle pro Jahr.

Für Zahnärzte gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten sich im Bereich der CMD-Behandlung fortzubilden. Diese Dysfunktion nimmt immer mehr zu, fast jeder Dritte Patient benötigt aufgrund von Zähneknirschen eine Schiene und leidet unter Beschwerden wie Kopfschmerz und/oder Schmerz in der Kaumuskulatur sowie eingeschränkter Kieferöffnung.

Jedem Zahnarzt und auch Patienten sollte jedoch klar sein, dass eine Fortbildung allein hier noch keinen CMD Experten hervorbringt. Neben einer fundierten Zahnmedizinischen Qualifikation, braucht es sehr gute anatomische Kenntnisse der Muskelketten vom Kiefergelenk bis zu den Füßen und natürlich jahrelange Erfahrung in der Therapie von CMD Patienten.

Was tun bei Cra­­nio­­man­­di­­bu­­lä­rer Dysfunktion (CMD)?

Ein auf CMD spezialisierter Zahnarzt kann die CMD Diagnostik anhand einiger ausführlicher Untersuchungen durchführen. Dazu gehört die manuelle Strukturanalyse/ klinische Funktionsdiagnostik, mittels derer eine gewebsspezifische Diagnose und Therapie möglich ist. Dabei werden folgende Strukturen im Mund detailliert untersucht: Zahn, Biss und Muskel. Auch psychosomatische Faktoren werden berücksichtigt. Zudem können auch im Einzelfall bildgebende Verfahren – in Form eines MRTs des Kiefergelenks – therapeutisch relevant sein.

Eine weiterführende ausführliche Untersuchung des kompletten Körpersystems bezüglich muskulären Dysbalancen oder Fehlregulationen ggf. auch interdisziplinär unterstützt, hilft Ursachen außerhalb des Kausystems aufzudecken.

Die initiale CMD-Therapie ist häufig eine Aufbiss-Schiene für die Nacht, welche die Verspannung der betroffenen Muskel lindert und eine Fehlfunktion der Zahnkontaktbeziehung (Okklusion) sowie weiteren Zahnabrieb durch Knirschen (Bruxismus) verhindert.

Weitere Maßnahmen liegen in der interdisziplinären Zusammenarbeit, zum Einsatz kommen Physiotherapie bzw. Manuelle Therapie, Osteopathie, Kraniosakraltherapie, Orthopädie und medikamentöse Schmerztherapie sowie kognitives Verhaltenstraining (autogenes Training, progressive Muskelrelaxation). Nach einer Phase der Vorbehandlung werden Zahnfehlstellungen oder ungünstige Zahnkontaktbeziehungen durch kleine Keramikauflagen auf die Zähne kompensiert (Zahnärztliche Prothetik).

Die Behandlung einer CMD ist – genau wie die möglichen Ursachen – sehr komplex und bedarf einer ausführlichen klinischen Funktionsanalyse.

Wir helfen gerne weiter

Selbsthilfe bei akuter Verspannung und akuten Schmerzen können Sie mittels Wärmeanwendungen auf die betroffenen Bereiche (warme, feuchte Waschlappen oder Rotlicht) durchführen. Auch ein warmes Bad in der Badewanne und oder eine Massage der verspannten Bereiche kann initial Abhilfe leisten.

Bei nächtlichem Zähneknirschen helfen Entspannungstechniken, Yoga und lange Spaziergänge in der Natur, um den ursächlichen Stress abzubauen.

Haben Sie noch Fragen zum Thema Craniomandibuläre Dysfunktion und/oder den Behandlungsmöglichkeiten, dann melden Sie sich gerne telefonisch oder per Mail für weitere Informationen in unserer Praxis. Unser Team unter der Leitung von Frau Dr. med. dent. Severine Saleh ist auf dieses Krankheitsbild spezialisiert und behandelt Patienten ganzheitlich und damit den gesamten Körper mit einem Netzwerk an qualifizierten Partnern.