Der Zusammenhang zwischen Kariesentstehung und Ernährung

von | Aug 22, 2022

In diesem Artikel geht es um die Frage, inwiefern unsere Mundgesundheit von Mundhygiene und Ernährung beeinflusst werden können.

Bisher herrschen Glaubenssätze vor wie „Essen, egal welcher Art, ist für die Zähne unproblematisch, solange im Anschluss alle Stellen im Mund gründlich gereinigt werden.“ – Aber stimmt das?

Dieser Artikel bezieht die Ernährung in ein modernes Therapiekonzept für eine bessere (Mund)Gesundheit mit ein.

Welche Ursachen haben Karies, Zahnfleischentzündungen und Parodontitis?

Karies ist die häufigste chronische Erkrankung beim Menschen und verursacht Schmerzen in der Mundhöhle und Zahnverlust.

Die Kariesentstehung ist ein biochemischer Prozess: Kariesbakterien lösen Mineralien aus der Zahnhartsubstanz, indem sie beispielsweise Zucker aus den Zahnbelägen zu Säure verstoffwechseln. Es entsteht also ein saures Milieu.

Zahnfleischentzündungen oder noch eine Stufe weiter- Parodontitis (Abbau von Knochen) entstehen durch Parodontalkeime in Nahrungsbelägen, die Proteine im Rahmen einer Entzündungsreaktion abbauen und das Zahnfleisch und den umgebenden Zahnhalteapparat des Zahnes zerstören. Es entsteht ein basisches Milieu.

Welche klassischen Therapiekonzepte gibt es für diese mundbezogenen Erkrankungen?

Die vorherrschenden Therapiekonzepte zielen darauf ab, durch das Reduzieren der Zahnbeläge den Bakterien ihre Grundlage zu nehmen. Im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung wird der Patient instruiert wie er eine optimale mechanische Entfernung der Zahnbeläge mit den individuell passenden Hilfsmitteln erreichen kann. Es werden alle Beläge akribisch entfernt und der Patient verlässt die Praxis mit einem sehr sauberen Mundgefühl.

Leider hält dieser Effekt nur für ein paar Wochen an und im Zeitraum bis zur nächsten professionellen Zahnreinigung sammeln sich oft wieder neue Zahnbeläge an schwer zugänglichen Stellen an, die potentiell in der Zwischenzeit eine Karies- oder Zahnfleischentzündungen verursachen können.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben den Mehrwert von professionellen Zahnreinigungen schon erkannt und bezuschussen diese oft ein- bis zweimal jährlich im Rahmen ihrer Bonusprogramme. Jeder Patient ist dazu angehalten, sich selbst bei seiner jeweiligen Krankenkasse nach der Höhe des Zuschusses zu erkundigen.

Heißt das nun, dass der Patient monatlich zur Zahnreinigung kommen muss, damit er keine Karies- und Zahnfleischerkrankungen bekommt? Auf welche weiteren Arten kann den pathogenen Keimen entgegengewirkt werden?

Hier einige Ideen bzw Denkansätze:

Welche Rolle spielen Fluoride bei der Kariesbekämpfung?

Fluoride haben eine antibakterielle Wirkung insofern, als dass sie den bakteriellen Stoffwechsel von Kariesbakterien hemmen und damit stören. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine lokale Anwendung von Fluorid im Sinne von fluoridhaltigen Zahnpasten die Kariesentstehung im bleibenden Gebiss bei Kindern und Jugendlichen um ca. 25% vermindert.

Die systemische Anwendung von Fluoriden (z.B. Fluoridtabletten) wird nicht empfohlen, da Fluoride auch negative Prozesse im Körper verursachen können. Dabei gilt der berühmte Satz des Paracelsus:

„ALLE DINGE SIND GIFT UND NICHTS IST OHNE GIFT; ALLEIN DIE DOSIS MACHT, DASS EIN DING KEIN GIFT IST.”

Sinngemäß übersetzt bedeutet dies: Die Dosis macht das Gift.

Jeder Mensch kann selber entscheiden, an welchen Stellen er den krankmachenden Keimen im Mund entgegenarbeiten möchte. Dazu folgen hier noch einige weitere Stellschrauben.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei mundbezogenen Erkrankungen?

Unsere derzeitige moderne Ernährung ist auf das Ausschütten von Glücksgefühlen ausgerichtet und ist geprägt von Wirtschaftsinteressen. Regelmäßiger Zuckerkonsum kann nicht nur Karies und Erkrankungen des Zahnhalteapparates auslösen, sondern auch Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern.

Die Zuckerverteilung in der Nahrung ist zu einem Drittel den Süßigkeiten und zu zwei Dritteln den Softdrinks, Backwaren, Brotaufstrichen und Milchprodukten zuzuordnen. Da Zucker in unserem Gehirn ein Belohnungsempfinden auslöst, entstehen Lebensmittelabhängigkeiten, mit denen die wenigsten rechnen.

Fazit: Wir können mit mundgesunder blutzuckerneutraler Ernährung nicht nur die Zähne und das Zahnfleisch gesünder machen, sondern auch den ganzen Körper!

Wie muss eine niedrig kariogene Ernährung aussehen?

Wir müssen also weg vom Zucker und kohlenhydratreicher stark prozessierter Nahrung. Dabei ist klebrige, zuckerhaltige Nahrung, die fest am Zahn kleben bleibt und einen optimalen Nährboden für Bakterien bildet, besonders schlimm.

Doch was bleibt denn da für uns noch übrig? Unser Körper reguliert den Blutzuckerspiegel eigenständig, so dass wir so wenig wie möglich Zucker aufnehmen sollten. Stattdessen dürfen wir große Mengen an mikronährstoffreichen Ballaststoffen zu uns nehmen in Form von Obst und Gemüse.

Auch Nüsse, Samen und Beeren wirken antientzündlich und nehmen den Bakterien ihre optimale Voraussetzungen. Der Mensch besteht selbst zu 90% aus Bakterien und braucht eine stabile, gesunde Keimflora. Dies kann er durch die präbiotisch wirksame Nahrung fördern. Dazu gehört auch eine Reduktion von Fleischkonsum und gesättigten Fettsäuren.

Insgesamt führt diese pflanzenbasierte Ernährung zu weniger (Zahnfleisch-)Entzündung mit geringeren schädlichen Bakterien (u.a. Kariesbakterien) im ganzen Körper.

Wie sieht also das moderne Prophylaxe- Konzept in meiner Praxis aus?

  1. Halbjährliche Vorsorgeuntersuchung
    Ich sehe meine Patienten gerne halbjährlich zur Kontrolle der Mundhöhle, Zähne und des Zahnhalteapparates. Ich messe Zahnfleischtaschentiefen und kontrolliere mithilfe meiner Okkulare und unter Verwendung aktueller Röntgenbilder das Auftreten von Karies und deren Fortschreiten. Bei Kindern und Jugendlichen biete ich eine röntgenstrahlenfreie Karieserkennung mit meinem Scanner an.

  2. mechanische Entfernung des pathogenen Biofilms
    Ihm Rahmen der professionellen Zahnreinigung, die ich auch halbjährlich – je nach Mundhygienesituation- empfehle und des inbegriffenen Mundhygieneunterrichts sorgen wir dafür, dass alle anhaftenden Nahrungsbeläge auch an schwer zugänglichen Stellen mechanisch entfernt werden und dass Sie selber wissen, wo diese Stellen sind und wie Sie diese auch Zuhause erreichen.
  3. funktionelle kieferorthopädische Zahnbewegungen zur Ermöglichung einer besseren häuslichen Mundhygiene
    Im Laufe des Alterns entwickelt sich bei uns Erwachsenen ein stetig zunehmender Engstand im Frontzahnbereich im Oberkiefer und Unterkiefer, jeweils im individuellen Ausmaß. Dadurch entstehen viele Stellen, die weder mit Zahnbürste, Zahnseide noch mit Zwischenraumbürste erreichbar sind und somit prädestiniert sind für die Ansammlung von Nahrungsbelägen und in der Folge für Karies, Zahnfleischentzündungen sowie Knochenabbau.

    Durch kieferorthopädische Auflösen dieser Fehlstellungen einzelner Zähne mit dem Invisalign Schienensystem kann die eigene Hygienefähigkeit des Patienten mit einfachen Mitteln wiederhergestellt werden und somit Zahnverlust und Zahnschmerzen durch Karies effektiv entgegengewirkt werden.

  4. Ernährungsberatung und Motivation zur Ernährungsumstellung auf Wunsch des Patienten
    Ich evaluiere gemeinsam mit dem Patienten dessen Nahrungsgewohnheiten und biete Checklisten zur täglichen Mundgesundheitskontrolle an, welche die mundgesundheitsförderlichen Nahrungsmittel auflisten, so dass jeder individuell etwas Passendes für sich finden kann.

Sprechen Sie mich gerne bei Ihrer nächsten Kontrolluntersuchung darauf an. Ich freue mich, wenn ich Sie ganzheitlich und vor allem nachhaltig betreuen kann!